Die Mondsichel am 14. Februar 2010 war extrem interessant, da sie bei der extrem geringen Elongation von nur 6.5° direkt über der Sonne am Westhorizont stand und damit die ideale Lage zur Beobachtung bot. Mit der erprobten Videokamerabeobachtung sollte das kein Problem sein und damit wäre dann vielleicht auch die visuelle Beobachtung möglich, da die Position ja dann genau bekannt ist.
Lage der Mondsichel am 14. Februar, kurz nach Sonnenuntergang. Venus und Jupiter stehen nahe bei und erleichtern die Suche.
Da im Flachland seit gefühlten Jahren durchgängig schlechtes Wetter war mußte ich ins Gebirge ausweichen. Die Bergstation der Wallbergbahn lag noch in den obersten Wolkenschichten, doch durch den Aufstieg über beschneite Hänge zum eigentlichen Nebengipfel des Wallberg auf 1715m kam ich ca. 50m über die wolken. Hier bot sich dann ein grandioser Anblick, ein weites Wolkenmeer, aus dem nur noch die Gipfel ragten. Der Himmel war sehr blau, nur ganz unten am Horizont zeigt sich minimaler Dunst.
Wolken ziehen über den Wallbergsattel, ca 30 Minuten vor Sonnenuntergang.
Das mittgebrachte Equipment über dem Wolkenmeer: Ein 80mm ED mit Binoansatz für die visuelle Beobachtung sowie ein 70mm Fraunhofer mit S/W Kamera für das Livebild. Notebook, Stromversorgung und anderes mehr.
Ein kurzes Video, wie die Mondsichel im kontrastverstärkten Livebild sichtbar war. Da die beiden Optiken parallel ausgerichtet waren, hoffte ich auch visuell an der richtigen Stelle zu suchen.
Leider konnte ich die Mondsichel visuell NICHT erkennen, das wäre aber wohl auch Weltrekord gewesen und erfordert wohl noch ein paar weitere Versuche. Der Fokus war vielleicht nicht optimal eingestellt und ich habe wohl auch nach einer zu kleinen Struktur im Gesichtsfeld gesucht.
Längeres Video der Mondsichel (6MB)
Venus geht unter, Jupiter steht oberhalb. Zu diesem Zeitpunkt war dann die Mondsichel auch weg und der Versuch beendet. Ab nun konnte ich stressfrei die fortschreitende Dämmerung genießen.
Die Dämmerung schritt voran, die Sterne kamen heraus und die Kapelle auf dem Wallberg wurde trotz Nebel wieder beleuchtet. Das sah zwar vom Tal aus keiner, aber von oben gab es einen netten gelben Fleck.
In der Dämmerung zeigten sich die klassischen Wintersternbilder, die sehr anmutig über dem Nebelmeer standen. Hier Orion, großer Hund, Hase und Stier.
Die Dämmerung schreitet fort, die Farben werden intensiver, der Nebel sinkt etwas ab.
Der Löwe geht im Osten über dem Wallberg auf, das kleine Fernrohr steht nur rum, da ich mit Fotos und Staunen beschäftigt war.
Im Norden leuchten verschiedene Dörfer und Städte von unten in die Wolken, darüber zeigt sich noch die Hälfte vom Schwan mit einem Teil der Sommermilchstraße. Vega steht am Horizont.
Immer dunkler wird es, die Sterne werden deutlicher, das Leuchten am Wallberg kräftiger und aus dem weit entferten Inntal oder vom Achensee streut es auch a weng. Das weit entfernte Licht ist wohl eine Pistenraupe beim abendlichen Nacharbeiten.
Im Westen wurde das Zodiakallicht immer stärker, das schließlich bis zu den Plejaden sichtbar war. Am Horizont die bewohnte Zugspitze und dazwischen nur das Wolkenmeer.
Beim Abstieg zeigt sich dann unterhalb der Wolken der winterliche Tegernsee, hier von der Wallbergmoosalm.
Die Fernrohre wurden auf einem Schlitten den Berg runtergezerrt und haben die Prozedur trotz mehrerer Überschläge gut überstanden, auch wenn Optik und OAZ des kleine FH vom Schnee umspült wurden. Zuhause wurde dann alles wieder trockengelegt.
In der Summe eine super Abend am Berg, mit tollem Naturerleben und anregender Astronomie. Wegen des Weltrekordversuchs melden wir uns dann nochmal.
Hier der Kurzbericht im ICOP.